Konzert: Premiere für Dirigent Michael Köhler, Abschied für Walter Zöller - Blasorchester Trennfurt begeistert Zuhörer
Klingenberg-Trennfurt Kleine Orte können musikalische Größe haben: Beim Jubiläumskonzert des Musikvereins Trennfurt ging ein anerkennendes Raunen durch die Zuhörerreihen, als das über 50 Musiker starke Blasorchester die ersten Stücke spielte, den Konzertmarsch »Arsenal« des Belgiers Jan Van der Roost und die Piratenlegende »Kap Arkona« von Alfred Bösendorfer, beides feierliche, majestätisch-würdevolle Paradestücke für Blasmusik.
Zu einem wahren Beifallsturm kam es beim dritten Stück, dem berühmten Italowestern-Potpourri »Moment for Morricone« des römischen Komponisten Ennio Morricone, dessen legendäre Filmmusikmelodien von Arrangeur Johan De Meij fürs Blech übersetzt wurden und den Trennfurter Musikern damit die optimale Vorlage lieferten, so legendäre Ohrwürmer wie »Spiel mir das Lied vom Tod« originalgetreu erklingen zu lassen.
Harmonischer Auftakt: Das Trennfurter Blasorchester erstmals unter
der Leitung des Großwallstädters Michael Köhler. Fotos: Sylvia Breckl
Am Samstagabend präsentierte sich das Blasorchester des Musikvereins erstmalig unter neuer Leitung: Michael Köhler hat Anfang des Jahres den Taktstock in die Hand genommen und den krankheitsbedingt ausgefallenen Marcus Greim abgelöst. Mit dem 50-jährigen Großwallstädter haben die Trennfurter einen erfahrenen Dirigenten verpflichtet, der eine breitgefächerten Ausbildung mitbringt: Köhlers Wurzeln liegen in der Blasmusik, er studierte unter anderem aber auch Direktion, Improvisation und Jazz-Komposition in den USA. Dem Publikum jedenfalls gefiel das Repertoire, das die Trennfurter vom Konzertmarsch über lateinamerikanische Medleys bis zum Astronautenmarsch zu bieten hatten. Mit gut 300 Zuhörern platzte der Saal des TV Trennfurt aus allen Nähten. »Mehr wäre nicht gegangen«, erklärte erster Vorsitzender Ralf Ühlein, der unter anderem Wörths Bürgermeister Erwin Dotzel unter den Ehrengästen begrüßte, der die Schirmherrschaft für das Jubiläumskonzert übernommen hatte. 60 Jahre musizieren die Trennfurter inzwischen auf dem Gebiet der Konzert-, Unterhaltungs- und Kirchenmusik und bewegen sich damit auf dem Niveau der oberen Mittelstufe.
Auf dem besten Wege dahin befinden sich auch die rund 40 Nachwuchsmusiker des Jugendorchesters, die im ersten Teil des Jubiläumskonzerts zum letzten Mal unter Taktstock von Walter Zöller spielten. »Ich bin jetzt genauso alt wie der Verein«, erklärte der 60-Jährige, der entschieden hatte, dass ein »so ein junges, dynamisches Orchester« jetzt in jüngere Hände müsse. Von seinen 35 musikalischen Führungsjahren hat Zöller fast 13 Jahre lang das Jugendorchester geleitet und die Generationen von Nachwuchstalenten mit aufgebaut. Als Dank bekam der musikalische Gründervater eine besondere Auszeichnung verliehen: Als Ehrenherbergsvater darf er gemeinsam mit Ehefrau Hanne weiterhin bei der musikalischen Weiterentwicklung seiner Pappenheimer dabei sein und die jungen Musiker auf ihre regelmäßigen Probewochenenden in die Rhön begleiten. Dass das Trennfurter Jugendorchester bestens den Spagat zwischen Tradition und Moderne hinbekommt, zeigten sie mit ihrem Programm, das sich vom gediegenen Operetten-Potpourri aus Johann Strauß‘ »Feldermaus« bis zum packenden Sound der »Piraten der Karibik« steigerte und das sie mit wachsender Routine selbst moderierten.
Genauso alt wie der Verein: Jugendorchesterdirigent Walter Zöller will die
Leitung nach 13 Jahren Jahren in jüngere Hände geben. Die von ihm aufgebauten
Nachwuchsmusiker bedankten sich gebührend bei ihrem musikalischen Ziehvater.
Besonders die mitreißendend gespielten Hits von Nena, die Rockhymne »Bohemian Rhapsody« von Freddy Mercury und die Gitarrensounds von Eagle-Klassiker »Hotel California« dürften etliche Zuhörer im Saal in ihre Jugendzeit versetzt haben. Insgesamt rund 100 Musiker haben an diesem Samstagabend bewiesen: Ein Musikverein, der im kleinen Örtchen groß rauskommt.
Sylvia Breckl
Main-Echo, 24.04.2012
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